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Mehr als 70 Vertreterinnen und Vertreter aus kynologischen und veterinärmedizinischen Fachkreisen, Politik und Behörden trafen sich erstmals zum runden Tisch zum Thema Rasselisten und Verbote. (Foto: Barbara Saladin)
Am 5. Juni 2025 trafen sich über 70 Vertreterinnen und Vertreter aus kynologischen und veterinärmedizinischen Fachkreisen, Politik und Behörden zum runden Tisch zum Thema «Rassenverbote sind keine Lösung». Es war die erste Zusammenkunft solch breiter Kreise aus Exekutive und Branche in der Schweiz überhaupt. Die Zielsetzung ist hoch, aber Lösungsansätze im Interesse von Mensch und Hund sind vorhanden.
Am 5. Juni fand im Kompetenzzentrum Hund Schweiz in Balsthal ein runder Tisch zum Thema «Rasselisten und Verbote sind keine Lösung» statt. Mehr als 70 Vertreterinnen und Vertreter von Tierärzte- und Tierschutzorganisationen, Fachleute im kynologischen Bereich, vom Bund, aus der Politik und von kantonalen Behörden aus der ganzen Schweiz nahmen daran teil. Es war das erste gemeinsame Treffen von Branchenfachleuten und Exekutive zu diesem Thema, das in der Schweiz je stattgefunden hatte.
Auslöser für die Tagung war das Verbot von Zucht, Erwerb und Zuzug von Hunden der Rasse Rottweiler im Kanton Zürich, das nach einem tragischen Bissvorfall in Kraft gesetzt worden war. Aus Sicht sämtlicher Fachleute ist klar: Um Menschen vor Hundebissen wirksam zu schützen, braucht es weder das Verbot einzelner Rassen noch ein unübersichtliches, kantonales Flickwerk, sondern ein einheitliches Vorgehen, und es muss vielmehr am anderen Ende der Leine, nämlich bei den Halterinnen und Haltern der Hunde, angesetzt werden – zum Wohl aller.
An der Tagung ging es unter anderem darum, ein gemeinsames Verständnis aller Anspruchsgruppen in Bezug auf gesetzliche Vorgaben und deren Auswirkungen zu entwickeln und konstruktive, tragfähige Lösungsansätze mit Fokus auf Prävention, Aufklärung, Ausbildung und verantwortungsvolle Hundehaltung zu erarbeiten. Wie SKG-Präsident Hansueli Beer in seiner Einleitung sagte, braucht ein lösungsorientierter Weg Zusammenarbeit statt Polarisierung, Fakten statt Emotionen und die Verantwortung aller Beteiligten. Denn: Unfälle sollten verhindert werden, bevor sie geschehen, so etwa mittels Prävention durch fundierte Ausbildung und Aufklärung, verantwortungsbewusste Haltung statt pauschaler Sanktionen, individuelle Risikoabschätzung statt Stereotypisierung und eine Gesetzgebung mit Augenmass, gestützt auf interdisziplinären Konsens.
An der Tagung waren hochkarätige Gäste und Referenten zugegen. So sprach Prof. Dr. Peter Friedrich, der Präsident des Verbands für das deutsche Hundewesen VDH und somit der «oberste Hündeler Deutschlands» über die Erfahrungen mit Rasselisten in unserem nördlichen Nachbarland. Der dänische Kynologe Carsten Henriksen erklärte die standardisierten Wesenstests, mit denen in Skandinavien gute Erfahrungen gemacht werden und die aufzeigen, dass die Rasse nur einer von ganz vielen Gründen für das Verhalten eines Hundes ist. Die exemplarische Situation in zwei verschiedenen Kantonen, die Rolle des Bundes und ein genauer Blick auf die Zahlen und Statistiken von Bissmeldungen mit kritischer Analyse komplettierten die Informationen des dicht befrachteten Vormittags.
Am Nachmittag setzten sich die Anwesenden in verschiedenen Arbeitsgruppen zu-sammen und präsentierten anschliessend ihre Ansätze und Vorschläge, die natürlich noch nicht aus pfannenfertigen Lösungen bestanden, aber mögliche Stossrichtungen vorgaben, um die verschiedenen Themen weiterzuverfolgen.
Dass das Bedürfnis besteht, einen gemeinsamen Weg im Interesse von Mensch und Tier zu beschreiten, zeigte sich klar, und dass mit dieser Tagung der erste Schritt gemacht war, ebenfalls. Die Frage, ob die im Verlauf des Tages angedachten Lösungsansätze das gemeinsame Ziel näherbringen und sich diese auch umsetzen liessen, beantworteten am Schluss sämtliche Anwesenden mit zwei Ausnahmen mit Ja. Zudem zeigten sich über drei Viertel der Teilnehmenden bereit, in einer Arbeitsgruppe weiter mitzuwirken.
Die Tagung war eine Zusammenarbeit folgender Organisationen:
Stiftung Hund Schweiz, Schweizerische kynologische Gesellschaft SKG, Schweizer Tierschutz STS, Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte GST, Hund Schweiz, Schweizerischer Rottweilerhunde-Club, Schweizerische Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz STVT, Schweizerische Tierärztliche Vereinigung für Verhaltensmedizin STVV und Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin SVK.